Rezensionen
An dieser Stelle finden Sie monatliche Rezensionen zu
unseren persönlichen Buchempfehlungen.
Empfehlungen für den Monat Oktober 2025
Martina Parker: Miss Vergnügen
Miss Brooks, eine mittelalterliche Britin und etwas aus der Zeit gefallen, verschlägt es ohne ihren Willen nach Wien zu ihrer Halbschwester und ihrem Schwager. Als dieser - ein wichtiger Manager eines Luxuskosmetik-Konzerns - ebenso ermordet wird wie ein weiterer Kosmetikmogul, beschließt Miss Brooks, der Sache auf den Grund zu gehen. Tatkräftige Unterstützung erhält sie von einer prominenten Moderatorin und einer Lifestyle-Journalistin.
Der Auftakt zur neuen Miss-Brooks-Serie spielt in der Wiener High-Society. Pointierte Charaktere, Wiener Schmäh und ungeahnte Wendungen sorgen für großes Lesevergnügen.
Empfehlungen für den Monat September 2025
Charlotte McConaghy: Die Rettung
Dominic führt ein außergewöhnliches Leben inmitten der Natur: allein mit seinen drei Kindern wohnt er in einem Leuchtturm auf einer entlegenen, unwirtlichen Insel. Die Forschungsbasis samt den Wissenschaftlern wurde bereits evakuiert, da die Insel vom Hochwasser bedroht ist. In wenigen Wochen soll auch die Familie von einem Schiff abgeholt werden. Als in einer stürmischen Nacht eine Frau an Land gespült wird, gerät Dominics Welt und die seiner Kinder aus den Fugen.
Neben der außergewöhnlichen Beschreibung von Naturgewalten und der Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts geht es in diesem spannenden Roman um Zusammenhalt und Vertrauen innerhalb der Familie und darum, wie schnell dieses Gefüge aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Caroline Wahl: 22 Bahnen
Tilda studiert Mathematik und jobbt nebenbei an einer Supermarktkassa. Sie kümmert sich um den Haushalt und übernimmt die Verantwortung für ihre jüngere Schwester Ida, denn die Mutter der beiden ist alkoholkrank, die Väter nicht vorhanden. Zum Ausgleich schwimmt sie abends 22 Bahnen im örtlichen Schwimmbad. Als Tilda eine Promotionsstelle im fernen Berlin angeboten bekommt und Viktor in ihr Leben tritt, scheint ihr Leben eine positive Wendung zu nehmen. Doch ist ihre kleine Schwester stark genug, allein bei der Mutter zu bleiben?
22 Bahnen ist ein intensiver Roman über eine innige Schwestern-Beziehung, Verantwortung und bedingungslosen Zusammenhalt.
Empfehlungen für den Sommer 2025
Ragnar Jónasson: Hulda
Mit einigem Abstand erschien nun der vierte Band der Reihe rund um die Kriminalkommissarin Hulda Hermannsdottir. Hierbei handelt es sich um eine Vorgeschichte, angesiedelt im Jahr 1980, als Hulda einen zwanzig Jahre alten Fall zugespielt bekommt, der aufgrund eines Fundes plötzlich wieder aktuell wird. Gemeinsam mit einer Kollegin reist sie in den Norden Islands, um weiterzuforschen, und reißt dabei ungeahnt alte Wunden wieder auf, was eine Kette an unheimlichen Ereignissen auslöst.
Dieser vierte Band steht seinen Vorgängern in nichts nach, da er genauso düster und fesselnd geschrieben ist.
Caroline Wahl: Windstärke 17
Nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter strandet Ida auf der Insel Rügen. Sie ist wütend und traurig, gibt sich die Schuld am Tod ihrer Mutter. Die Hilfe ihrer Schwester will sie nicht annehmen. Auf der Insel wird Ida von Knut und Marianne, einem älteren Ehepaar, aufgenommen. Die beiden fragen nicht viel und geben ihr Halt und einen Job in deren Kneipe. Als Ida dann auch Leif kennenlernt, scheint ihr Leben wieder etwas leichter zu werden.
Windstärke 17 ist ein intensiver Roman, in einer knappen Sprache erzählt, über Wut und Trauer, über Mutter-Tochter-Schwester-Beziehungen und über das Weitermachen nach einem Schicksalsschlag.
Empfehlungen für den Monat Juni 2025
Sebastian Fitzek: Horror Date
Julius springt für seinen todkranken Freund Raphael bei einem Blind-Date ein. Es handelt sich dabei um ein Treffen der Plattform „The Walking Date“ für unheilbar kranke Menschen. So lernt der kerngesunde Julius in einem Restaurant die krebskranke Nala kennen. Von Beginn an folgen Lügen auf Missverständnisse und die Ereignisse überschlagen sich, sodass Julius aus dem Dilemma nicht mehr herauskommt.
Leichtfüßig aber nicht ohne Ernst nimmt sich dieser dritte Band der „Kein Thriller“ - Reihe in einer pointierten, rasanten Erzählweise der Themen Sterblichkeit, Selbstbetrug und Verantwortung an.
Empfehlungen für den Monat Mai 2025
Hera Lind: Im Namen der Barmherzigkeit
Die zweieinhalbjährige Steffi kommt in den frühen 1970er Jahren als Pflegekind auf einen steirischen Bauernhof. Sie sowie einige weitere aufgenommene Kinder wachsen dort als Menschen zweiter Klasse auf. Harte Arbeit, Ungerechtigkeiten und körperliche sowie psychische Gewalt stehen an der Tagesordnung. Steffis Leben nimmt eine Wendung, als sie als schwangere Teenagerin in einem Kloster aufgenommen wird. Erst viel später wird sie die traumatischen Erlebnisse aufarbeiten können.
Hera Lind macht aus dieser erschütternden, wahren Geschichte durch fein gesetzte Lichtblicke einen packenden Roman.
Empfehlungen für den Monat April 2025
Norbert Ruhrhofer: Mord in Bad Vöslau
Im beschaulichen Bad Vöslau stirbt beim Kurstadtlauf ein älterer Rollstuhlfahrer. Doch was hat der schwer herzkranke Mann im Trubel dort überhaupt zu Suchen gehabt? Und ist er wirklich eines natürlichen Todes gestorben? Diese Fragen beschäftigen das Ehepaar Pokorny sowie die alte Frau Katzinger, die über alles und jeden in Bad Vöslau Bescheid weiß.
Der erste Band dieser unterhaltsamen Regionalkrimi-Serie besticht mit seinen amüsanten, teilweise skurrilen Charakteren, die mit unerbittlicher Hartnäckigkeit der örtlichen Polizei helfen, den Fall zu lösen.
Daniela Raimondi: Das erste Licht des Sommers
Norma wächst in einem norditalienischen Dorf auf, ohne viel Liebe von ihrer Mutter zu bekommen. Ihre Cousine Donata ist wie eine Schwester für sie, doch als junge Frauen trennen sich ihre Wege. Norma zieht nach London, wo sie Elia, ihre Liebe aus Kindestagen, wiederfindet und heiratet. Jahre danach erfährt sie, dass Elia sie schon auf der Hochzeitsreise betrogen und ein Kind gezeugt hat. Erst Jahre später, als Norma ihre Mutter am Sterbebett begleitet, findet sie ihren Frieden.
Ein berührender, jedoch unsentimentaler Generationenroman, großartig erzählt.
Empfehlungen für den Monat März 2025
Marco Balzano: Café Royal
Der Lockdown ist im Sommer 2020 endlich vorbei, die Bewohner der sonst belebten Via Marghera in Mailand sitzen wieder im Café Royal. In wechselnden Perspektiven beschreibt Balzano diese Personen, deren Geschichten und Lebenswege sich teilweise kreuzen. Man erfährt von kriselnden Ehen, Männern, die fremdgehen, vom Leben einer Drogenabhängigen, die auf der Straße lebt, von verkorksten Mutter-Tochter-Beziehungen und einer alten Frau, die alleine in einer großen Wohnung wohnt.
Café Royal ist eine kurzweilige und leichte, aber keineswegs seichte Lektüre, die den aktuellen Zeitgeist gut trifft.
Michael Köhlmeier: Die Verdorbenen
Während seiner Studienzeit in den 1970ern lernt der Einzelgänger Johannes ein Pärchen kennen – Christiane und Tommi. Ohne sich näher zu kennen, beschließt Christiane, dass sie fortan mit Johannes leben möchte. Eine leidenschaftslose Dreiecksbeziehung entsteht, aus der Johannes immer wieder flüchtet. Auch sein latent seit der Kindheit vorhandener Wunsch, einmal einen Mann zu töten, lässt Johannes nie los.
In diesem packenden Kurzroman geht es um menschliche Abgründe und um die Frage, wie das Böse in die Welt kommt.
Empfehlungen für den Monat Februar 2025
Daniel Glattauer: In einem Zug
Eduard Brünhöfer ist Bestsellerautor von Liebesromanen, nur hat er bereits seit Jahren kein Buch mehr geschrieben. Er will nicht mehr über die Liebe schreiben und ist auch sonst eher kommunikationsfaul. Im Zug nach München, wo ihn ein unangenehmer Termin erwartet, sitzt ihm Catrin Meyr gegenüber. Sie verwickelt ihn rasch in ein Gespräch, das so gar nicht nach seinem Geschmack ist, und stellt ihm unverfroren Fragen zu seiner langjährigen Beziehung. Langsam fasst er Vertrauen, doch ganz sicher ist er sich nicht, welches Spiel hier gespielt wird.
Eine unterhaltsame, spritzige Lektüre, bei der der verbale Schlagabtausch im Zug zu einer überraschenden Wendung führt.
Empfehlungen für den Monat Jänner 2025
Petra Pellini: Bademeister ohne Himmel
Die 15jährige Linda besucht drei Mal pro Woche den dementen Hubert, der von einer polnischen Pflegerin liebevoll betreut wird. Intuitiv und mit unkonventionellen Ideen begegnet sie dem ehemaligen Bademeister, der zunehmend in seiner eigenen Welt versinkt. Doch eigentlich will Linda nicht mehr leben. Zu ihrer alleinerziehenden Mutter hat sie kein besonders gutes Verhältnis, ihr einziger Freund Kevin verzweifelt am Niedergang der Erde, und Hubert wird wohl bald sterben. Trotzdem erkennt Linda am Ende, warum es sich lohnt, am Leben zu bleiben.
Mit Humor und Leichtigkeit widmet sich dieser berührende, tiefgründige Roman dem schweren Thema der Demenzerkrankung.
Richard Osman: Wir finden Mörder
Amy Wheeler ist Personenschützerin einer britischen Agentur, ihr aktueller Auftrag lautet, auf einer Privatinsel auf eine beliebte, sehr reiche amerikanische Schriftstellerin aufzupassen. Leider passiert schon wieder ein Mord in ihrer Nähe, auch diesmal ist es wieder ein unbekannter Influencer. Irgendjemand will ihr offenbar die Morde in die Schuhe schieben. Amy bittet ihren Schwiegervater, der seine Pension in einem britischen Dorf genießt, um Hilfe. Mit dessen beschaulichem Leben ist es damit zu seinem Leidwesen vorerst vorbei.
Der Autor vom „Donnerstags Mordclub“ hat auch in diesem ersten Teil einer neuen Krimiserie sehr liebenswürdige, teils schrullige Charaktere erschaffen, die in einer spannenden, actionreichen Handlung einem großen Unbekannten das Handwerk legen.
Empfehlungen für den Monat Dezember 2024
Han Kang: Griechischstunden
Die namenlosen ProtagonistInnen, beide auf ihre Art einsam, treffen in einem Altgriechisch-Kurs aufeinander. Er, der Lehrer, verliert zunehmend sein Augenlicht, ist beinahe blind. Sie, eine geschiedene Mutter, die ihren Sohn nur alle zwei Wochen sehen darf, spricht nicht mehr. Rückblicke in Form von Erinnerungen und Briefen erzählen mehr über das Leben der beiden.
Griechischstunden ist ein unkonventioneller Roman der Nobelpreisträgerin, philosophisch aber auch berührend, der den Fragen nach dem Sinn und dem Vermögen von Sprache nachgeht.
Judith W. Taschler: Nur nachts ist es hell
Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung des Vorgänger-Romans „Über Carl reden wir morgen". In diesem Roman wird die Geschichte der Familie von Carls jüngerer Schwester Elisabeth Brugger erzählt. Sie schildert ihre Zeit im ersten Weltkrieg als Lazarettschwester sowie den harten Weg durch das Medizinstudium als eine von damals noch sehr wenigen Frauen. Sie nimmt sich jenen Frauen an, die nicht-geglückte illegale Abtreibungen hinter sich haben, und begibt sich dabei selbst in Gefahr. Wieder ein gewohnt spannender Roman, der mit persönlichen Schicksalen durch die Zeitgeschichte führt.
Empfehlungen für den Monat November 2024
René Lafitte: Der tote Bäcker vom Montmartre
Geneviève Morel – hübsch, tough und unnahbar - leitet überaus erfolgreich ein Kommissariat im Pariser Montmartre-Viertel. Dass sie einer vermögenden Kunstsammlerfamilie entstammt, die ihren Reichtum nicht ausschließlich auf legalem Weg erlangt hat, verschweigt sie lieber. Als die Wahl des besten Baguettes von Paris ansteht, wird der Bäcker mit den besten Aussichten ermordet aufgefunden. Die Sache ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, und Geneviève benötigt einen Tipp ihrer Familie zur Auflösung des Falls.
Beim Lesen findet man sich inmitten des belebten Montmartre-Viertels wieder, man kann Baguette und Pain au chocolat förmlich riechen. Die originelle Figur der Kommissarin Geneviève Morel löst hier ihren ersten Fall, der Krimi ist spannend und unterhaltsam bis zur letzten Seite.
Verena Dolovai: Dorf ohne Franz
Maria wächst in der bäuerlichen Enge eines Dorfes auf. Als Mädchen ist sie in den 1960er Jahren nichts wert, findet sich „eingeklemmt zwischen zwei Brüdern, von denen der eine Erbe und der andere Exot und Mamas Liebling ist“. Ergeben fügt sie sich in die ihr zugeteilten Aufgaben und Rollen, und spürt doch die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben weit weg. Als dann ein Tiefpunkt erreicht scheint, nimmt Marias Leben eine Wendung.
Das Romandebut von Verena Dolovai besticht durch eine klare, geradlinige Sprache, die nichts beschönigt. Gebannt folgt man dem Lebensweg der Ich-Erzählerin, der trostlos scheint, jedoch trotz allem von einer Frau erzählt, die niemals aufgibt.
Empfehlungen für den Monat Oktober 2024
Arno Geiger: Reise nach Laredo
Karl ist alt und müde, er hat sich von seinem hohen Amt in ein spanisches Kloster zurückgezogen. Sein Leben reflektierend, wartet er eigentlich nur mehr auf den Tod. Doch eines Nachts ergreift er gemeinsam mit dem elfjährigen Geronimo auf Maultier und Pferd die Flucht. Die beiden erleben wilde Abenteuer, landen bei einer Wunderheilerin und schließlich in einem heruntergekommenen Wirtshaus. Auf seiner Reise lernt Karl jedoch nicht nur treue Weggefährten, sondern auch das kennen, was ihm als Herrscher fremd geblieben ist: Freundschaft. Unbeschwert kann er zudem endlich das tun, wonach ihm steht.
Die Reise nach Laredo ist ein fiktionaler Historienroman, zeitweise etwas pathetisch, fesselnd erzählt und in seiner Thematik eigentlich zeitlos.