Rezensionen
An dieser Stelle finden Sie monatliche Rezensionen zu
unseren persönlichen Buchempfehlungen.
Empfehlungen für den Monat Mai 2024
Bella Osborne: So was wie Freunde
Tom, ein unsicherer Teenager, wächst mit seinem alkoholkranken Vater auf. Sein Leben ist trist und einsam. In der örtlichen Bücherei lernt er Maggie kennen, eine junggebliebene Dame in den 70ern, die allein ihre abgelegene Schaffarm bewirtschaftet. Nach und nach freunden sich die beiden an, und langsam verändert sich ihr Leben zum Positiven. Als dann die Bücherei geschlossen werden soll, gelingt es den beiden, den ganzen Ort zu mobilisieren. So was wie Freunde ist die berührende Geschichte einer besonderen, generationsübergreifenden Freundschaft, unterhaltsam und bewegend erzählt.
Empfehlungen für den Monat April 2024
Michael Köhlmeier: Das Philosophenschiff
Weil er so ein guter Geschichtenerzähler ist, lädt die in St. Petersburg geborene Architektin Anouk Perleman-Jacob den Schriftsteller Michael Köhlmeier zu ihrem 100. Geburtstag nach Wien ein. Dort erklärt sie ihm, dass sie ihn auserwählt hat, um die Geschichte ihres Lebens aufzuschreiben. Da der Autor quasi keine andere Wahl hat, beugt er sich der ehrenvollen Aufgabe und taucht ein in ein wahrlich abenteuerliches Leben. Wie zahlreiche andere Intellektuelle wird Perleman-Jacobs Familie unter Lenin deportiert und auf ein riesiges Schiff verfrachtet. Dass sie dort ausgerechnet Lenin selbst treffen wird, damit hätte niemand gerechnet. Auch in seinem neuen Roman, der an den Vorgänger „Zwei Herren am Strand“ anschließt, zeigt Köhlmeier wieder einmal sein Talent zum Erzählen.
Herbert Dutzler: Letztes Zuckerl
Volles Haus bei Franz Gasperlmaier, denn vorübergehend ist die ganze Familie samt Schwiegerkindern und Enkeln wieder daheim eingezogen. Leider kann Gasperlmaier jedoch nicht so viel Zeit mit ihr verbringen, denn es gibt wieder Todesfälle. Und der Schneefall will nicht aufhören, was die Ermittlungen auch nicht leichter macht. Gemeinsam mit seiner Kollegin Manuela und der Frau Doktor vom Bezirkspolizeikommando tappt er zunächst im Dunkeln, als wieder eine Leiche im Schnee auftaucht. Als es dann sogar zu einer Geiselnahme kommt, überschlagen sich die Ereignisse.
Der elfte Fall von Inspektor Gasperlmaier ist sehr komplex, aber spannend aufgebaut. Man trifft wieder auf alte Bekannte, der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Auch dieser Krimi kommt wieder ohne grausige Details aus, was der Spannung keinen Abbruch tut.
Empfehlungen für den Monat März 2024
Sigrid Nunez: Die Verletzlichen
New York während des ersten Corona Lockdowns. Der älteren Ich-Erzählerin gehen viele Gedanken durch den Kopf, als sie sich an die Begegnung mit ihren alten Freundinnen anlässlich einer Beerdigung erinnert. Als sie dann in der luxuriösen Wohnung einer Bekannten, die in Kalifornien festsitzt, deren verwöhnten Papagei betreut, trifft sie dort auf einen jungen orientierungslosen Mann, der vor der Enge der elterlichen Vorstellungen flüchtet. Eine Weile wohnen sie gemeinsam dort zusammen und entfliehen ihrer Einsamkeit während dieser merkwürdigen Zeit.
Das Buch ist weniger ein Roman mit durchgängiger Handlung, als vielmehr eine Teilhabe an Erinnerungen, Einsichten und Ansichten der Autorin, an literarischen und philosophischen Betrachtungen, über die Einsamkeit und das Älterwerden.
Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub oder ein Teufel stirbt immer zuletzt
Ein Antiquitätenhändler wird ermordet, was sogleich das Quartett des Donnerstagsmordclubs, bestehend aus Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim, auf den Plan ruft. Eigentlich wollten die vier, die in einer britischen Seniorenresidenz leben, gerne eine Weile ohne Morde verbringen. Doch es gibt hilfreiche Unterstützung von Neuzugängen in der Residenz, sodass die Welt von Betrügern und Dealern gar keine Chance hat gegen die charmanten und unkonventionellen Ermittlungsmethoden des Donnerstagsmordclubs, im Übrigen ebenso wenig wie die örtliche Polizei.
Der vierte Fall der abenteuerlustigen Senioren ist wieder spannend und witzig von Beginn an, auch wenn die Themen Älterwerden und Demenz auch diesmal nicht ausgespart werden.
Empfehlungen für den Monat Februar 2024
Ruth Shaw: Der Buchladen am Ende der Welt
Ruth Shaw hat ein bewegtes Leben hinter sich. Trotz vieler Schicksalsschläge lässt sie sich nicht unterkriegen und fängt immer wieder von neuem an. Sie ist Köchin bei einem Erzbischof, Sozialarbeiterin, und segelt jahrelang über den Pazifik. Doch kann sie nirgendwo auf Dauer Frieden finden und ist ständig auf der Flucht – bis sie eines Tages ihre alte Liebe wiederfindet. Mit ihr und einer winzigen Buchhandlung in ihrer Heimat Neuseeland findet Ruth schließlich Erfüllung.
Der Buchladen am Ende der Welt ist die unglaubliche Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Frau, ehrlich erzählt und spannend wie ein Abenteuerroman.
Monika Helfer: Die Jungfrau
Monika Helfer erhält einen Brief von der Nichte ihrer Jugendfreundin Gloria. Sie möge sich bitte melden, denn Gloria glaube, im Sterben zu liegen, und möchte sie noch einmal sehen. Mit lauter gemischten Gefühlen macht sich die Autorin auf nach Bregenz, um ihre Freundin zu besuchen. Während eines Gesprächs teilt Gloria ihr tiefstes Geheimnis mit. „Die Jungfrau“ erzählt von den Jahren einer turbulenten Freundschaft und der schillernden Persönlichkeit, die Gloria ist.
Empfehlungen für den Monat Jänner 2024
Wolf Haas: Eigentum
Die Mutter von Wolf Haas hat beide Weltkriege miterlebt und daher viel zu erzählen. Nun verbringt sie ihren Lebensabend im Altersheim, und ihr Sohn, der Schriftsteller, bekommt plötzlich das Bedürfnis, ihre Geschichte aufzuschreiben sowie über ihre Beziehung zueinander zu erzählen. Dies soll am besten noch vor ihrem Tod vollendet werden, also besucht er sie nun täglich und begibt sich dabei während Spaziergängen auch auf die Spuren seiner eigenen Kindheit. In gewohnt unvoreingenommenem und spritzigem Ton setzt Wolf Haas seiner Mutter mit diesem Buch ein würdiges Denkmal.
Jana Revedin: Der Frühling ist in den Bäumen
Die erste Ausgabe ihrer neu gegründeten Frauenzeitschrift im Mai 1953 steht bevor, als Renina Dietrich entdeckt, dass sie von Ihrem Mann hinterhältig missbraucht wurde. Als selbstbewusste junge Frau hatte sie ihn aus einer Laune heraus geheiratet, einen narzisstischen, machtbesessenen Atomphysiker. Es ist der Rückhalt anderer starker Frauen und der ihrer Familie, der Renina aus dieser Umklammerung von Gewalt entkommen und sie den unkonventionellen Weg der Scheidung gehen lässt.
In einer wunderschönen Sprache beschreibt Jana Revedin, vor dem malerischen Hintergrund des Bodensees, den Schicksalstag ihrer Protagonistin, die trotz persönlicher Hürden und gesellschaftlicher Konventionen ihren Weg geht und zu sich findet.
Empfehlungen für den Monat Dezember 2023
Ben Tomasson: Der Teufel von Björlanda
Am Strand von Björlanda wird ein Toter im Neoprenanzug gefunden. Nach und nach stellt sich heraus, dass sich hinter dem Tod des bekannten Werftbesitzers ein Familiendrama großen Ausmaßes verbirgt. Der Göteborger Kommissar Forsberg ermittelt mit seinem neu zusammengewürfelten Team, das sich erst einspielen muss, zum dritten Mal.
Unblutig aber spannend geht es auch in diesem Krimi rund um den sympathischen schwedischen Ermittler zu, dessen persönliche Verstrickung mit dem Fall immer wieder für Dramatik und ein fesselndes Leseerlebnis sorgt.
René Freund: Wilde Jagd
Philosophieprofessor Quintus Erlach wird nach einem Seitensprung von seiner Frau verbannt und verbringt den Sommer im Haus seiner Kindheit in einem Salzburger Dorf. Dort lernt er die geheimnisvolle Evangelina, die Pflegerin des alten Patriarchen, kennen, die ihre verschwundene Vorgängerin sucht. Beim Versuch, ihr zu helfen, stolpert Quintus in eine wilde Verfolgungsjagd und gerät in prekäre Situationen.
Das Buch ist fast mehr Krimi als Roman, spannend und facettenreich werden die zwölf Tage vom Eintreffen des Protagonisten bis zur Lösung des Falls erzählt. Der Mix aus unterhaltsamen dörflichen Alltagssituationen und philosophischen Betrachtungen machen diese Geschichte ebenso unterhaltsam wie lesenswert.
Empfehlungen für den Monat November 2023
Alena Schröder: Bei euch ist es immer so unheimlich still
Nachdem sie als Jugendliche vom Internat abgehauen und quer durch Europa gereist ist, kehrt Silvia Ende der 1980er Jahre mit ihrer kleinen unehelichen Tochter Hannah nach Jahren in einer Berliner WG ins heimatliche Dorf zurück. Obwohl sie von ihrer Mutter nie Zuneigung erfahren hatte, scheint Silvias Besuch bei der älteren Dame etwas zu bewirken. Vieles bleibt still und unausgesprochen zwischen den beiden Frauen, bis Silvia eine Entdeckung macht, die alles ändert.
Spannend und mit viel Wärme erzählt Alena Schröder eine bewegende Familiengeschichte vor dem Hintergrund der fallenden Berliner Mauer.
Joachim B. Schmidt: Kalmann und der schlafende Berg
Der Sheriff von Raufarhöfn im Nordosten Islands, hat wieder begonnen, auf eigene Faust zu ermitteln, obwohl er das eigentlich gar nicht soll. Der Anlass: sein Großvater ist im Altersheim verstorben, aber Kalmann und sein Internet-Freund haben den dringenden Verdacht, dass es sich um Mord handelt. Seine Nachforschungen führen ihn bis in den Kalten Krieg und zu den damals in Island stationierten Amerikanern. Zufälligerweise ist Kalmanns Vater einer dieser Amerikaner, und er lädt seinen Sohn ein, ihn in den USA zu besuchen. Dort herrscht wie überall auf der Welt gerade die Corona-Krise, zudem soll noch ein neuer Präsident gewählt werden, und die Ereignisse überschlagen sich. Auch der zweite Kriminalroman von Joachim B. Schmidt mit dem total untypischen Protagonisten ist wieder voller Spannung und ungeahnten Wendungen.
Empfehlungen für den Monat September 2023
Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel
Im dritten Fall des Quartetts rund um Elisabeth, Joyce, Ron und Ibrahim, die in einer britischen Seniorenresidenz leben, geht es um Steuerbetrug, Geldwäsche und Kryptowährung. Ein Mitglied des Donnerstags-Mordclubs wird sogar entführt und erpresst. Es geht turbulent zu, doch brenzligen Situationen begegnen die Senioren wie gewohnt mit Gelassenheit, einer Tasse Tee und genialen Ideen.
Ein unterhaltsamer und bis zuletzt spannender Krimi voller Überraschungen, ohne Brutalität und viel Blutvergießen, dafür voller charmanter Charaktere.
Alexander Oetker: Sonntags am Strand
Ein Sonntag am italienischen „bagno“ von Strandwärter Enzo. Der Tag beginnt wie immer – Enzo bereitet seine Bar für den Tag vor und beobachtet seine Stammgäste: die fünfköpfige Familie mit den Zwillingen, das junge Pärchen, das immer schon früh kommt, die ältere Dame in der ersten Reihe. Auch der alte Fischer Conte wird wieder schweigend den ganzen Sonntag an Enzos Bar verbringen. Doch heute, an diesem heißen ferragosto, dem 15. August, scheint alles aus den Fugen zu geraten.
Von Sonnenaufgang bis zum Auftauchen des Mondes vermitteln wunderschöne Stimmungsbilder die Atmosphäre am Strand. Vor diesem Hintergrund werden Beziehungen neu geknüpft, überraschende Wendungen führen zu neuen Erkenntnissen, und am Ende dieses schönen Buches siegt die Liebe.
Empfehlungen für den Sommer 2023
Susanne Scholl: Omas Bankraub
Vier Freundinnen, allesamt ältere Damen mit den unterschiedlichsten Lebensläufen, haben ein gemeinsames Problem: sie haben ständig Geldsorgen. Dafür mangelt es ihnen nicht an kreativen Ideen, diesen Umstand zu beseitigen – Wohnzimmermärkte, Tanz-, Mal- und Backkurse, Deutschunterricht und der Verkauf von selbstgebackenen Torten werden auf die Beine gestellt. Die Damen versuchen sich sogar im Anbau von Marihuana im Schrebergarten. Leider sind alle Unternehmungen zum Scheitern verurteilt. Und wie der Titel vermuten lässt, schrecken die Vier auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurück.
Kurzweilig, mit vielen Dialogen ausgestattet und amüsant spricht die langjährige ORF Korrespondentin in diesem Buch das Thema der Altersarmut an.
John Ironmonger: Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Wie schon in seinem ersten Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ ist der kleine Küstenort St. Piran in Cornwall Ort der Handlung. Wir begegnen einigen bekannten Figuren wieder, aber auch ein paar neuen, wie dem jungen Studenten und Klima-Aktivisten Thomas Horsmith sowie dem Klima-Leugner und Parlamentsabgeordneten Monty Causley. Eines Sommerabends kommt es im örtlichen Pub zum Streitgespräch zwischen den beiden – und endet in einer waghalsigen Wette, die die beiden bis ans Ende der Welt nach Grönland führt und in große Gefahr begibt.
John Ironmonger legt einen weiteren gewaltigen Klima-Roman vor, der die Leserschaft nicht unberührt zurücklässt. Spannend bis zur letzten Seite!
Empfehlungen für den Monat Juni 2023
Robert Seethaler: Das Café ohne Namen
Wien 1966. In der Nähe des Karmelitermarktes wird ein heruntergekommenes Café geschlossen, und der junge Robert Simon überlegt nicht lange, bis er den Mietvertrag unterschreibt. Bisher hat er auf dem Markt als Gelegenheitsarbeiter gejobbt, aber nun erfüllt er sich den Traum von einer eigenen Gastwirtschaft. Im Alleingang renoviert er das Café und öffnet es schließlich ohne Ruhetag. Viel gibt es nicht, und auch ein Name für sein Café will ihm nicht einfallen, aber trotzdem wird es schnell zur ersten Anlaufstelle für die Leute aus der Umgebung, die in dem Café ihre Sorgen und Freuden teilen oder einfach ihrer Einsamkeit entgehen wollen. Mit seinem unverkennbaren Erzähltalent zeigt Seethaler sehr viel Gefühl für alle seine Figuren und vermittelt ein großes Gefühl von Hoffnung.
Herbert Dutzler: Letzter Tropfen
Inspektor Gasperlmaier ermittelt zum zehnten Mal, und diesmal muss er sogar seinen wohlverdienten Urlaub opfern. Eine bekannte deutsche Modelshow dreht eine Folge in Altaussee, und bald gibt es zwei Tote. Das Milieu, in dem der Inspektor ermittelt, ist gar nicht seine Welt: Fashion, Drogen und soziale Medien. Man leidet mit Franz Gasperlmaier mit, der sich nicht nur mit der bevorstehenden Hochzeit seiner Tochter mit einer Frau anfreunden muss, auch die kanadische Schwiegertochter stöckelt auf hohen Schuhen durchs Haus und der deutsche Fernsehsender ruiniert mit den Aufbauten für die Show die schöne Seepromenade. Gottseidank unterstützen ihn wie gewohnt der gute Schnaps des Nachbarn und das souveräne Auftreten der Frau Doktor vom Bezirkspolizeikommando. Auch der zehnte Altaussee-Krimi ist unterhaltsam und spannend bis zur letzten Seite - Dutzler-Fans kommen wieder auf ihre Rechnung!
Empfehlungen für den Monat Mai 2023
Petra Hartlieb: Ein Winter in Wien
Die junge Marie flüchtet aus der Beengtheit der Mühlviertler Familie nach Wien und findet dort nach einigen Umwegen eine Anstellung als Kindermädchen in einem vornehmen Haus. Dass ihr Dienstgeber der berühmte Arthur Schnitzler ist, ist ihr gar nicht bewusst. Im jungen Buchhändler Oskar findet „das gnädige Fräulein“ einen glühenden Verehrer, dessen Zuneigung sie sich sogar zu erwidern wagt. Als jedoch der ihr anvertraute Sohn der Familie im Trubel am Weihnachtsmarkt verloren geht, droht Maries heile Welt einzustürzen.
Ein Winter in Wien ist der erste Teil einer vierteiligen Jahreszeiten-Reihe. Eine schön erzählte, leichte (Liebes)Geschichte, angesiedelt im weihnachtlichen Wien um 1910 mit Happy End.
Helena Adler: Die Infantin trägt den Scheitel links
Wir begleiten die Ich-Erzählerin vom Kindesalter an beim Aufwachsen in einer Bauernfamilie in einem österreichischen Bergdorf in den 80er- und 90er-Jahren. Der Hof ist verschuldet, die Mutter strenggläubig, der Vater ein Säufer und Esoteriker, die Zwillingsschwestern der Teufel in Person. Der einzige Verbündete ist der Urgroßvater, der aber leider auch nicht mehr allzu lange lebt. Später wird der Cousin plötzlich interessant, aber der ist eigentlich tabu…
Helena Adler schreibt einen tragisch-komischen Anti-Heimatroman, der beim Lesen Freude wie Grausen bereitet und einen Sog erzeugt, der das Buch in einem Rutsch durchlesen lässt.
Empfehlungen für den Monat April 2023
Michael Köhlmeier: Frankie
Der vierzehnjährige Frank wohnt mit seiner Mutter in einer Wohnung im 4. Wiener Bezirk, sie führen ein ruhiges und harmonisches Leben – bis sein Opa aus dem Gefängnis entlassen wird. Weder seine Mutter noch der Großvater verraten, warum er gesessen hat, und Frank will es eigentlich auch gar nicht wissen. Seine Mutter fürchtet sich jedenfalls vor Opa, der ihn beharrlich „Frankie“ nennt, was ihm überhaupt nicht gefällt. Der Großvater ist alles andere als ein lieber Opa und bringt Frank regelmäßig aus der Fassung, bis er ihn eines Tages in der Nacht sogar entführt und sich die beiden auf einen wahnsinnigen Roadtrip begeben – natürlich mit Folgen.
Ferdinand von Schirach: Nachmittage
In kurzen Geschichten lässt uns Ferdinand von Schirach teilhaben an seinen Erinnerungen, an Nachmittage, Abende und Nächte an Orten in der ganzen Welt. Es sind seine eigenen Geschichten, aber auch die Lebenswege anderer Personen, mit denen der Autor in Kontakt war – Zufallsbekanntschaften, ehemalige Klienten und entfernte Verwandte. Aber auch Anekdoten von Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, wie z. B. Giacometti, Thomas Mann oder Visconti bereichern den Band.
Von Schirach zeichnet schöne, teils auch melancholische Stimmungsbilder, er berichtet von prägenden Momenten, denkwürdigen Begegnungen und Zufällen, die den Leser manchmal sprachlos und nachdenklich zurücklassen. Eine kurzweilige Lektüre, die dazu anregt, das Buch mal zur Seite zu legen und innezuhalten.